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Jeden Freitag Abend geht im Raum Berlin-Brandenburg hochinteressante Musik über den Äther, die sonst in der
allgemeinen deutschen Radiolandschaft bis auf einige Ausnahmen viel zu kurz kommt. Der Rahmen für dieses alternative
Programm ist das Ocean Club Radio, begründet von Gudrun Gut und Thomas Fehlmann und gestaltet zusammen mit mehren DJs,
der Mermaid Jaculin und den Mitgliedern von Sun Electric.
Schon vor dem Ocean Club waren Gudrun Gut und Thomas Fehlmann musikalisch außerhalb des Mainstreams angesiedelt: Gudrun
Gut spielte in den 80ern bei Malaria und anfänglich auch bei den
Einstürzenden Neubauten, während Thomas Fehlmann zur selben Zeit bei der New-Wave-Band Palais Schaumburg weilte.
Zwischenzeitlich ist er neben dem Ocean Club an The Orb beteiligt und produziert u.a. Sun Electric.
Doch nicht nur im Radio ist der Ocean Club zu konsumieren: Es gibt ebenso Veröffentlichungen auf CD, wie auch Live-Events.
Der erste Tag des Atonal Festivals 99 am 14.1.99 war dann auch die Ocean Club Night, bei der wir die Mehrzahl der Ocean Club
Mitglieder für Electrigger #3 interviewen konnten:
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Atonal Festival 1999, heute der erste Tag mit dem Ocean Club. Was verbindet Ihr mit dem Atonal
Festival?
Thomas Fehlmann: Das schönste am Atonal ist, daß es nicht alt wird.
Also Du meinst, es hängt nicht in den 80ern, sondern läßt sich auch problemlos
in die 90er transformieren - auch wenn es einige nicht glauben?
Thomas Fehlmann: Ich weiß nicht, also ich empfinde das jeden Tag neu: Atonal wird jeden Tag neu erfunden.
Insofern habe ich nicht das Gefühl, daß es irgendwie zurückblickt, sondern nur nach vorne.
Gudrun Gut: Also ich hab natürlich ein bißchen andere Atonal-Erfahrungen als alle anderen hier, glaub
ich. Ich war ja beim ersten Atonal dabei, damals mit Malaria. Und für mich war es damals schön und jetzt ist es
auch schön.
Und ich finde das gut - also ich habe mit mehreren auch darüber gesprochen - ich finde es ehrlich gut, daß es
wieder aufgegriffen wird, weil es hat sich weiterentwickelt. Ich bin jetzt zwar hier dabei, aber ich mache ja nun doch ein
bißchen was anderes.
Und ich finde auch die Idee von einem Festival, was Musik, die eigentlich im Untergrund lebt, ein bißchen nach außen
transportiert, gut. Und das passiert mit dem Atonal Festival. Und gerade mit einem eingeschossenen Festival - also mit einem
Namen, wie das Atonal einfach einen Namen hat!
Wie seid Ihr dazu gekommen, als Ocean Club zusammen aufzutreten?
Max Loderbauer [Sun Electric]: Den Ocean Club den gibts ja schon ne ganze Weile. Das ist jetzt nicht
eine Neuigkeit, daß wir zusammen auftreten. Also wir sind eigentlich alle Mitglieder des Ocean Clubs.
Und wie kam der Kontakt zustande, daß es hieß, der erste Tag des Atonals ist die
Ocean Club Night?
Gudrun Gut: Also da muß man noch dazu sagen, daß wir eine Radiosendung machen. Eine wöchentliche
Radiosendung auf Radio 1, die heißt Ocean Club Radio. Und wir spielen Musica Obscura, das ist elektronische Musik und
auch Neil Young, also eine bunte Mischung, wo wir alle dran beteiligt sind. Und wir machen Ocean Club unterwegs und auch
Clubveranstaltungen.
Und Michael Schäumer, der Veranstalter hier, hat mich angesprochen, weil ich beim ersten Atonal dabei war. Und er hat es
halt schön gefunden - weil ich immer noch in der Atonalen Szene unterwegs bin - wenn ich mich da engagiere. Und ich hab
zugesagt.
Ist das jetzt so ein anonymes Festival, wo eine Band nach der anderen auftritt und keiner guckt
sich an? Bei Euch ist das ja was anderes, Ihr kennt Euch schon lange, aber wie ist z.B. der Kontakt zu den Bands und den
Projekten, die am Freitag und Samstag zu sehen sind? Ist das alles so eine Community oder spaltet sich das auf in
unterschiedliche Generationen, unterschiedliche Musikgeschmäcker, oder ist es eine Art Musikforum, wo auch neue Ideen
geschöpft werden?
Gudrun Gut: Das ist schon eine Art Forum, weil es gibt Kontakte zu anderen Künstlern, die auch auftreten,
z.B. Atom Heart oder
Neubauten, da freuen wir uns drauf.
Wie hat denn der Ocean Club eigentlich zusammengefunden?
Mermaid Jaculin: Also auf eine ganz unspektakuläre Art und Weise, der Ocean Club ist wild durchgemischt.
Mir ist der Ocean Club aufgefallen durch die CD "The Ocean Club" und im Besonderen dadurch, daß wirklich nur Frauen
scheinbar darauf gesungen haben, Musik gemacht haben, was weiß ich - elektronische Musik und zwar richtig klasse, ich war
begeistert!
Ich hab Gudrun Gut durch Zufall auf einer Party kennengelernt, wie das so ist - eben Berlin. Ich hab an der Bar gearbeitet
und irgendwann hat sich das so ergeben, daß ich die Meerjungfrau des Ocean Clubs wurde und kleine Geschichten für den
Ocean Club mache.
Also so findet jeder so seine Geschichte dabei, da ist ein breites Spektrum: Der eine macht Geschichten, der andere legt auf,
der andere macht Musik. Das finde ich besonders gut, weil das ist so ein bißchen wie ein modernes Märchen, man kann
machen was man will. Und das ist wirklich klasse.
Sun Electric, was ist Eure Aufgabe beim Ocean Club oder was macht Ihr da besonderes und wie seid
Ihr dazugekommen?
Max Loderbauer [Sun Electric]: Also dazugekommen sind wir insofern, daß wir schon immer dabei sind. ;-)
Also kennst Du Thomas Fehlmann noch aus der Schule? Oder hast Du zusammen mit Ihm bei Palais
Schaumburg gespielt?
Max Loderbauer [Sun Electric]: Nee, das nicht! Aber ich kannte ihn auf jeden Fall schon vor dem Ocean Club.
Gudrun Gut: Ich hab mit Tom [Sun Electric] mal zusammengewohnt, also besser gesagt er war mein Untermieter.
So haben wir uns kennengelernt. Wir sind in die gleichen Clubs gegangen und da war das dann eine natürliche
Weiterentwicklung. Und dann waren sie halt immer beim Ocean Club dabei und sind nach wie vor für die elektronische-
technische Abteilung zuständig. Und sie machen immer das Licht!
Thomas Fehlmann: Die wunderbare Lichtmaschine, selbstverständlich! Ich hoffe, ihr habt die gut gefilmt!
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Was soll die Lichtmaschine darstellen? Also mich erinnert das so ein bißchen an so ein
Planetensystem.
Max Loderbauer [Sun Electric]: Ja kann sie, kanns sein - einfach schön soll sie sein!
Thomas Fehlmann: Die billigen kleinen Lämpchen, die wir kaufen, werden in diesem Work In Progress"
zusammengefügt. Das sieht jedesmal anders aus und das ist eben so n schöner kleiner Stammbaum geworden, wo
jedes Jahr so irgendwie ne neue Seite dazukommt. Und ich bin so n treuer Fan und Beobachter, wie sich das alles
weiterentwickelt.
Vielen Dank für das Interview.
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www.oceanclub.de/ offizielle Homepage
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www.m-enterprise.de
Homepage zu den Projekten von Gudrun Gut
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www.flowing.de
Homepage von Thomas Fehlmann
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